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Von der Ruhr zum Rhein – Part 2

Fahrradlenker über einer Ruhrtalradweg Markierung

Marcello

Radfahrer, nicht mehr der dicke Typ am Ende, Enthusiast. Betreiber dieses Blogs und so oft es geht, draußen unterwegs.
17. Oktober 2020

Im ersten Teil haben wir ja schon die Strecke von Wesel bis Wetter (Ruhr) geschafft. Das war auch der erste Tag meiner Reise. In diesem Teil nehme ich euch mit von Wetter (Ruhr) bis nach Meschede. Was mir da alles so in den Weg kam und warum die Etappe nicht die schönste war, darum soll es dieses Mal gehen. Also auf in Tag Zwei! 

Die gesamte Tour findet ihr als Collection auf komoot. Die einzelnen Etappen findet ihr aber auch jeweils im Beitrag.

Etappenplanung

Falls ihr euch jetzt schon fragt, wieso die Etappen so gewählt waren, dann kann ich euch mal ein paar Hintergründe zu meiner Etappenwahl geben. Die Reise war ja meine erste Mehrtagestour. Ich hatte so um die 100km pro Tag an Strecke rausgesucht. So hatte ich Reserven, falls ich doch mal einen Umweg fahren müsste und es wäre noch lang genug, um einfach möglichst viel Radfahren im Urlaub zu haben. Andererseits war ich mir sicher, dass ich auch deutlich mehr an einem Tag geschafft hätte. Aber dann passte es mit meinen Zwischenstops zum Übernachten nicht so recht.

Wesel als Startpunkt war klar. Ich wollte ja von zu Hause losfahren. Und Wetter (Hessen) war auch klar, da ich meine Eltern besuchen wollte. Eigentlich wollte ich auch erstmal nur bis da fahren. Wetter a. d. Ruhr hatte ich aufgrund der Namensverwandschaft gewählt. Es passt einfach so gut mit rein. Ich muss sagen, bei der Planung war mir schon aufgefallen, dass ich eigentlich gern 150km bis 175km am Tag gefahren wäre. Ich hatte mir aber fest vorgenommen, einen Bekannten zu besuchen, der eine Eisdiele in Meschede führt.

Egal, wie ich es gedreht hatte: die Strecke bis zu meinen Eltern hätte ich einfach nicht so aufteilen können, dass ich 150km Etappen habe, während der Öffnungszeiten in der Eisdiele sein kann und den für mich total ungewohnten Anstieg von Meschede bis Winterberg (immerhin rund 800Hm) nach einer Ruhepause fahren kann. Also wurden die Etappen kürzer. Rund 100km stellte sich als guter Kompromiss heraus. 

Der Morgen

Ich hatte im Hotel erstauntlich gut geschlafen, aber durch die ganze Corona Situation war das mit dem Frühstück alles etwas seltsam und ungewohnt. Beruflich war ich ja oft in Hotels, aber dieses Mal war es so ganz anders. Gut war, dass eigentlich fast nichts los war. Also für mich. Für die Hoteliers sicherlich weniger. Aber im Endeffekt tauchten beim Frühstück die gleichen zehn Leute auf, die ich auch am Vorabend schon auf der Terasse und im Biergarten gesessen hatten.

Es war schon morgens sehr warm und ich genoß die warme Sonne auf der Terasse beim Frühstück. Aber all zu lange wollte ich mich nicht aufhalten. Schliesslich wusste ich ja, dass heute noch Eis auf dem Programm stand. Ach so, zum Thema “Eis und Radfahren” solltet ihr definitiv mal bei Jule vorbeischauen. Die ist da Expertin. Aber zurück zu meinem Thema. Ich frühstücke schnell aber ausgiebig viel. Schliesslich hatte ich ja auch heute wieder 100km vor mir. 

Zurück aufs Rad

Da ich ja meine Übernachtungsoptionen etwas unabhängig von der Route geplant hatte, musste ich also erstmal zum Anfang des Tracks fahren. Wisst ihr, was geil ist, wenn man ein Hotel auf einem Berg hat? Man hat den Anstieg am Vorabend gemacht und darf morgens einfach erstmal das Bergabfahren genießen. Ich hatte mir kurz angeschaut, wie ich zum Anfang des Tracks fahren musste und gemerkt, dass ich nicht, wie am Vorabend einmal quer über den Berg und durch den Wald musste, sondern auch einfach um den Berg rum fahren konnte. Und es waren auch nur ein paar hundert Meter mehr. So erreichte ich den Track doch recht zügig. Der geplante Track startete in Alt-Wetter und sollte mir erstmal ein paar Kilometer an der Ruhr entlang führen.

Am Konjunktiv merkt ihr vermutlich, dass es direkt anders kam als geplant. Ich war ein paar Meter auf der geplanten Route gefahren und kam grad am Ruhrufer an, als ich auch schon von einer Baustellenabsperrung empfangen wurde. Mein Blick richtete sich auf den Wahoo. Ja, ich müsste eigentlich geradeaus da durch. Auf einmal entdeckte ich am Rande meines Blickfelds eine Warnbake, auf der ein Zettel angebracht war.

“Die Umleitung nach Herdecke beginnt hinter Ihnen”

Ok, also. Hinter mir. Ok! Aber wo? Verzweifelt suchte ich nach weiteren Hinweisen. Hinter mir war der Radweg am Ruhrufer. Da war aber nichts zu sehen. Und der ging ja auch in die vollkommen falsche Richtung. Also blieb nur der Weg links von mir, über den ich gekommen war. Und da stand auch das Umleitungsschild. Oben am Ende der Steigung. War mir das Schild beim Runterfahren nicht aufgefallen? Ich fuhr also den Weg wieder rund 100m zurück und stand nun am Umleitungsschild, das nach geradeaus in die Richtung zeigte aus der ich gekommen war. Auf der anderen Seite des Schildes… war nichts. Kein Hinweis, keine Umleitung. Ich fuhr also weitere 500m weiter zurück. Da stand das nächste Schild. Dieses Mal zeigte es nach links. Geradeaus sah ich den Start meines Tracks. Auf dem ich vor ein paar Minuten losgefahren war. Aber auch hier zeigte die Umleitung nichts auf der anderen Seite.

Blick über das Ruhrtal am Morgen
Hengsteysee
Umleitungsschild
RWE Laufwasserkraftwerk

Die Umleitung

Naja, ich hatte Urlaub, also warum sollte ich mich ärgern? Ich folgte also brav der Umleitung. Nach einer Weile kam ich an einem Ortsschild vorbei “Stadt der FernUniversität – Hagen”. Eigentlich wollte ich hier zwar nicht hin, und warum zeichnet ausgerechnet die FernUni die Stadt aus? Aber nun gut. Ich dachte mir “so sehe ich vielleicht noch was von Hagen”. Dem war auch so. Leider sah ich erstmal nur Industriegebiete und hässliche Wohngebiete. Und dann war ich auch schon wieder aus der Stadt raus. Es war also nur eine Umleitung. Keine schöne, aber eine Umleitung.

Aber die Umleitung führte mich schnell wieder an die Ruhr. Leider immer noch auf der anderen Seite als ich ursprünglich fahren wollte. Aber es ging direkt am Fluss entlang durch kleinere Wälder und Felder. in Herdecke wurde ich auch wieder auf die andere Seite der Ruhr geleitet und war zurück auf dem Track. So schlimm war die Umleitung also gar nicht. Also bis auf Hagen. Aber wie gesagt, ich hatte Urlaub, also warum sollte ich mich ärgern? Und immerhin hatte ich ja ein Ziel: Eis! 

Zurück auf dem Track

Ich muss sagen, der Ruhrtalradweg ist echt schön. Wobei ich mir auch jetzt im Nachhinein nicht sicher bin, ob ich wirklich die ganze Zeit auf ebendiesem unterwegs war. Schliesslich hatte ich schon bei der Planung die Strecke immer mal wieder woanders lang gezogen. Ich fuhr also weiter vor mich hin. So langsam merkte ich, dass ich Lust auf eine kurze Pause hatte. Ein Kaffee und ein Kaltgetränk wären jetzt genau das Richtige.

Ich muss sagen, die Radwegbeschilderung in Deutschland ist langsam echt immer brauchbarer. Ich sah also ein Schild, dass mir zeigte, dass es zur Altstadt von Schwerte gar nicht so weit sein sollte. Den Umweg nam ich dieses Mal gern in Kauf und gönnte mir eben einen Milchkaffee und eine Cola in einem Kaffee am Marktplatz. Danach ging es direkt wieder weiter.

Die Route führte mich mittlerweile aber auch immer weiter von der Ruhr weg und es wurde auch immer heißer. Die Wettervorhersage hatte rund 26° und Sonne vorhergesagt. Der Wahoo zeigte schon am späten Vormittag mitunter höhere Temperaturen an. Gegen Mittag waren dann meine Wasserflaschen leer und Hunger hatte ich mittlerweile auch. Ich sah in ein paar Kilometern Entfernung einen Ort. Eine kurze Recherche später sagte mir mein Handy auch, dass es dort ein paar Supermärkte gab. Also fuhr ich den Hügel, den ich direkt vorher erst erklommen hatte, wieder runter und machte an einem Aldi erstmal Pause. Wisst ihr eigentlich, dass kleine Pringels-Dosen perfekt sind für Radtaschen?

Mit vollen Wasserflaschen und ein wenig Junkfood später ging es den Hügel wieder hinauf. Eigentlich ein Klacks verglichen zu den Höhenmetern, die ich noch machen würde. Leider merkte ich aber nun, dass ich an diesem Stück der Etappe die Planung vergeigt hatte. Ich musste nun mehrere Kilometer an einer Bundesstrasse und über viel befahrene Strassen fahren. Irgendwie kam es mir auch nicht in den Sinn, einfach kurz umzuplanen. Das Stück war nicht sehr schön. Von der Ruhr war hier auch nichts mehr zu sehen.

Quälerei am Nachmittag

Leider ging es irgendwie auch so weiter. Ich fuhr wenig in der Natur, dafür um so mehr an Strassen entlang. Irgendwie hatte hier meine Planung vollkommen versagt. Irgendwann sah ich aber das Ortschild “Meschede”. War ich wirklich schon am Ziel meiner Etappe? Gut, ich war auch schon entsprechend geschlaucht durch die Strecke, die Hitze und den vielen Asphalt. Ich suchte also schnell den Weg zur Eisdiele. Ich bestellte einen Eiskaffee und einen wirklich großen Eisbecher und schaute, ob ich meinen Bekannten irgendwo sah.

Nach einer Weile kam er aus seinem Eislabor und entdeckte mich auch. Die Überraschung war mir auf jeden Fall gelungen. Wir unterhielten uns ein wenig, er zeigte mir sein Eislabor, stellte mir seine Frau vor. Alles in allen war es ein schöner Besuch. Die beiden boten mir auch an, ich könne am nächsten Morgen noch zum Frühstück kommen. Ich musste aber dankend ablehnen, da ich wusste, dass ich schon früh loswollte. Die beiden waren erstaunt und erklärten mich für verrückt, als ich von meiner Strecke erzählte und was ich noch vor hatte.

Irgendwann war es dann auch Zeit ins Hotel aufzubrechen. Auch hier boten mir die beiden wieder an, mich zu fahren, da ich mich ein wenig verschätzt hatte und das Hotel über 10km zurück bei Olpe lag. Aber auch hier lehnte ich dankend ab. Ich hatte ja mein Rad dabei und wollte eigentlich so viel wie möglich aus eigener Kraft fahren. Also quälte, ja wirklich, ich quälte mich die 10km wieder zurück bis zum Hotel. Aber dafür war das Hotel echt schön. Nach einer ausgiebigen Dusche gönnte ich mir noch ein gutes Abendessen und fiel dann auch totmüde ins Bett.

Die zweite Hälfte des Tages war vom Fahren her absolut nicht angehm gewesen. Das muss ich leider zugeben. Ich war auch so doof, nicht einfach spontan zu sein und einfach einen anderen Weg zu suchen. Ich mein, die Radwege waren recht gut ausgeschildert. Aber als ich auch erstmal auf den Bundesstrassen gefangen war, gab es wenig Optionen. Aber das Eis hat alles wieder wett gemacht. Und was ich im Vorfeld noch nicht wusste: die Mühen sollten am nächsten Tag belohnt werden! Aber wie es an Tag Drei weitergeht, werdet ihr in einem weiteren Beitrag lesen können.

Candy B. Graveller 2022 #CBG22

Eine Grenzerfahrung der anderen Art hatte ich in der ersten April Woche 2022 während meines Urlaubs auf dem Candy B. Graveller. Der Candy B. ist eine Bikepacking-Abenteuerfahrt im Selbstversorger-Modus entlang des Flugkorridors der Berliner Luftbrücke vom Luftbrückendenkmal in Frankfurt/Main über Darmstadt, Aschaffenburg und Fulda zum Luftbrückendenkmal in Berlin. Hierbei galt es ähnlich wie bei den Versorgungsflügen nach der deutsch-deutschen Teilung, ein Care Paket auf dem Rad zu transportieren, dass für die Kinder der Arche Berlin gespendet auf der veloBerlin übergeben werden sollte.

Ausfahrt – TheGravelClub – Schotter Wichtel

Die zweite Ausfahrt von mir für den Gravel Club steht an! Dieses Mal widmen wir uns dem nördlichen Teil des Landkreises.

Teilnehmen kann jeder der möchte. Bitte beachtet jedoch, dass die Strecken nicht mit jedem Rad befahrbar sind.

Ausfahrt – Mühlen und Burgen

Die erste Ausfahrt im Marburger Umland führt durch den Krofdorfer Forst mit ein wenig Gravel Surprise und vorbei an alten Mühlen sowie den markanten Burgen Gleiberg und Staufenberg. Durch den Ebsdorfergrund geht es dann zurück zum Treffpunkt.

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