Nachdem Ihr ja schon lesen konntet, wie es mir an Tag Eins und Tag Zwei meiner Tour ergangen ist, geht es heute weiter mit dem dritten Tag von der Ruhr zum Rhein.
Ich hatte natürlich mal wieder das Hotel etwas ungünstig gewählt und musste am zweiten Tag noch aus Meschede knapp 10km wieder zurück fahren bis zum Hotel. Nach einem gemütlichen Frühstück ging es also gegen Viertel nach Sieben wieder los. Das Wetter am Morgen war echt toll und es war angenehm frisch, aber nicht zu kalt. Leider war mir ja schon klar, dass ich erstmal die 10km wieder bis nach Meschede fahren musste, wo meine dritte Etappe offiziell starten sollte. Das Stück war auch kein schönes Stück. Es ging bergauf und bergab an einer Bundesstrasse entlang. Aber im Gegensatz zum Abend, war ich ausgeschlafen und wieder voller Energie.
Die gesamte Tour findet ihr als Collection auf komoot. Die einzelnen Etappen findet ihr aber auch jeweils im Beitrag.
Der Start
In Meschede angekommen, bin ich dann auch schnell zum Start der Route gefahren. Die geplante Route heute sollte mich von Meschede aus erst zur Ruhrquelle bringen. Anschliessend nach Winterberg und von dort aus bis nach Wetter zu meinen Eltern. Hier hatte ich meine dritte Übernachtung geplant. Lag ja schliesslich nahe und passte auch von der Aufteilung der Tour auf die Tage. Ohne den Weg vom Hotel waren es knapp 90km und etwa 900 Höhenmeter. Für mich die meisten Höhenmeter, die ich bis dahin in einer Tour geplant hatte. Die dritte Etappe war wohl auch die am besten Geplante. Wenn vermutlich auch nur durch Zufall. Aber es sollten heute wenige Strassen werden, wenn auch dennoch recht viel Asphalt. Aber es war nunmal der Ruhrtalradweg. Und zumindest für das Vorankommen ist das ja nicht immer so verkehrt.
Ich fuhr also relativ zügig aus Meschede heraus und auf Wirtschaftswegen und Nebenstrassen ging es los Richtung Ruhrquelle. Ich merkte schon direkt zu Beginn, dass an dem Tag mehr Höhenmeter anstehen sollten, als ich an den Hängen des Ruhrtals erstmal bergauf musste. Aber die Sonne begrüsste mich und ich hatte so richtig Bock. Und ich wurde auch nach wenigen Kilometern schon von grandiosen Aussichten über das Ruhrtahl belohnt. Es ging von Meschede über Bestwig und dann in Richtung Olsberg. Zumindest in Teilen kannte ich die Gegend ja schon von der Fahrten mit dem Auto zu meinen Eltern. Aber das ganz aus eigener Kraft zu erleben war doch noch mal was ganz Anderes. Die Radwege auf dem Stück waren aber alle super in Schuss und sehr angenehm zu fahren.
Die Strecke führte mich auch immer wieder durch Waldstücke und wunderbare Schotterwege. Aber ich sollte schnell spüren, dass es stetig bergauf ging. Aber mir war ja von vorneherein klar, dass die heutige Etappe auch eine Herausforderung sein sollte. Schliesslich hatte ich das ja alles auch so geplant. Es ging vorbei an Weihnachtsbaumplantagen, durch kleinere Orte und meine zwei Liter Wasser waren doch recht schnell aufgebraucht. Der Schatten im Wald täuschte darüber hinweg, dass es selbst um 9:30 Uhr schon knapp über 20°C waren und die Steigungen gaben dem Wasser den Rest. In einem kleinen Ort fand ich daber dann einen Brunnen. Nicht diese Dekobrunne, wie man sie mittlerweile in vielen Städten findet, sondern einfach nur ein Rohr aus dem Boden, aus dem das Wasser in eine Steinwanne lief. Ich überlegte kurz, ob ich es wagen sollte, hier einfach meine Flaschen aufzufüllen. Aber es stand zumindest kein Schild mit “Kein Trinkwasser” dabei. Nachdem ich den ersten Schluck probiert hatte, hab ich die Flaschen einfach mal vollgemacht und bin weiter gefahren.
Nochmehr bergauf?
Was sich auch als gute Idee rausstellte. Kurz nach dem Brunnen ging es spürbar stärker bergauf. Nachdem ich durch einen kleinen Park gefahren war, wurde der Weg steiler und steiler. Ich quälte mich tatsächlich langsam aber stetig den Berg hoch. Nach zwei Stücken auf denen ich gefühlt alle 10m stehen bleiben musste, kam mir ein Radfahrer auf einem E-Bike entgegen und meinte grinsend “Nach der Kurve kommt noch Einer”. Aber hey, ich wusste immerhin, es sollte bald vorbei sein. Als ich dann das dritte steilere Stück hinter mich gebracht hatte, wurde mir auf einmal ganz anders. Mein Körper wollte sich nur noch Links oder Rechts in die Wiese schmeissen, aber die Aussicht hat mich in dem Moment total überwältigt. Es war überall grün und sah einfach toll aus. Eventuell musste ich dann auch die eine oder andere Träne der Erschöpfung und Freude vergiessen. Ab da ging es mit mir aber deutlich bergauf. Dieses Mal natürlich im übertragenden Sinn. Dieses für mich wirklich emotionale Ereignis hat mir ein für alle Mal gezeigt, wie toll es ist, was aus komplett eigener Kraft zu schaffen.
Ab da war ich ständig von den Aussichten und der Gegend fasziniert und konnte es kaum erwarten zu sehen, was mich hinter der nächsten Kurve oder der nächsten Kuppe erwarten würde. Die Strecke ging abseits der Bundesstrasse immer wieder an der immer schmaler werdenden Ruhr entlang. Eigentlich war sie hier schon nur noch ein Bach, kaum mehr als 1,5m breit. Nach einer Weile erreichte ich auch schon die ersten Ausläufer des Wintersport Gebiets mit dem Skiliften. Aber ich wollte keinen Singletrail fahren, mein Ziel war die Ruhrquelle. Und tatsächlich überfuhr ich nach ein paar weiteren Kilometern das letzte Mal die Ruhr und erreichte wenige Meter später ihre Quelle.
An der Ruhrquelle
So wenig Menschen, wie ich am kompletten Morgen abseits der Orte gesehen hatte, umso mehr waren sah ich hier an der Quelle. Immerhin, so gab es mal jemanden, der ein Foto von mir machen konnte. Ich fragte ein junges Pärchen, die auch mit dem Rad hier waren und wir taten uns gegenseitig den Gefallen und machten Fotos vor der Quelle. Ich machte noch ein wenig Pause und unterhielt mich mit ein paar Wanderern und Radfahrern. Die Radfahrer wollten alle von der Ruhrquelle zur -mündung fahren und waren doch etwas erstaunt, dass ich die umgekehrte Richtung gewählt hatte. Ich bereue meine Wahl aber bis heute nicht.
Ich bin dann nach ein paar Minuten wieder ab aufs Rad. Schliesslich sollte es nicht mehr so weit bis Winterberg sein. Hier wollte ich noch mal einen kurzen Zwischenstop machen. Ich kam zufällig dort an einem Aldi vorbei und füllte hier nochmal meine schon wieder leeren Wasserflaschen auf und gönnte mir ein paar Snacks. Diese kleinen Pringels-Dosen und die Auto-Dosen mit Gummi-Süßkram hatten sich schon an Tag Eins recht schnell als super Idee herausgestellt.
Nach Hause ballern
Das gute an dem Stop war auch, dass ich wusste, ab da geht es nur noch den Berg runter. Eine kleine Steigung sollte mich noch erwarten, aber die war überschaubar. Und ich wurde auch direkt mit der besten Abfahrt überhaupt belohnt. Aus Winterberg raus ging es einen super guten Radweg bergab und so konnte ich mich mit knapp 50km/h fast zehn Minuten lang einfach den Berg hinab treiben lassen.
Meine Strecke führte mich von Winterberg dann über den Ruhr-Eder-Radweg Richtung Züschen und von da aus nach Hallenberg. Hier gab es wenige Highlights, weil das ganze Stück an sich, wie schon die erste Hälfte des Tages ein landschaftliches Highlight ist. Für mich, als gebürtigen Mittelhessen, der ja nur an den Niederrhein gezogen war, war es, wie nach Hause kommen. Ich liebe die Gegend und so verging die Strecke bis Allendorf echt wie im Fluge. Kurz hinter Allendorf erwartete mich dann die letzte Steigung des Tages. Hier merkte ich aber schnell, wieviele Höhenmeter mir dann doch schon in den Beinen steckten. Aber ich kämpfte mich wacker über den Hügel in freudiger Erwartung bald bei meinen Eltern anzukommen. Schliesslich waren es nur noch knapp 20km. Den größten Teil der Strecke kannte ich bereits von meinen Tagestouren, die ich im Mai 2020 bei meinen Eltern gemacht hatte. Nach knapp sieben Stunden, von denen aber auch zwei Stunden Pause waren, kam ich schliesslich ausgelaugt aber glücklich in Wetter an.
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